- Handel und elektronische Kommunikation
- Technische Standards
- Veranstaltungen
FeRD-Konferenz 2024 „Die E-Rechnung kommt an“
Die AWV-Fachveranstaltung zum Thema elektronische Rechnung fand am 16. Mai 2024 im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz in Berlin statt. Lesen Sie mehr im Nachbericht.
Am 16. Mai 2024 zeigte sich Berlin mit sonnigen 26 °C von seiner schönsten Seite, während die rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der vollständig ausgebuchten FeRD-Konferenz im historischen Gebäude des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) tagten.
Die diesjährige FeRD-Konferenz unter dem Motto „Die E-Rechnung kommt an“ beschäftigte sich mit dem beschlossenen Wachstumschancengesetz und den damit einhergehenden Änderungen im Umsatzsteuergesetz, unter anderem betreffend die Einführung der verpflichtenden elektronischen Rechnung zwischen Unternehmen. Ein weiteres Thema der Veranstaltung war die 10-jährige Erfolgsgeschichte des im Forum elektronische Rechnung Deutschland (FeRD) entwickelten hybriden ZuGFeRD-Formats, die in diesem Rahmen gewürdigt wurde.
Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Verbänden, Verwaltung, Ministerien und Wissenschaft hatten Gelegenheit, sich zu informieren und zwischen den Vorträgen und Diskussionsrunden untereinander intensiv zu den aktuellen Entwicklungen rund um die E-Rechnung auf nationaler und internationaler Ebene auszutauschen.
Die Begrüßung
Empfangen wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von den Moderatoren der Veranstaltung und langjährigen FeRD-Leitern Ivo Moszynski und Andreas Michalewicz. Beide nahmen im Rahmen der Begrüßung auf vorangegangene FeRD-Konferenzen Bezug und bedankten sich beim BMWK für die Einladung in den repräsentativen Ludwig-Erhard-Saal.
In Vertretung von Dr. Sabine Hepperle, Leiterin der Abteilung VII Mittelstandspolitik im BMWK, würdigte Ministerialdirigentin Iris Wehrmann, Leiterin der Unterabteilung VII D Bürokratieabbau, Handel, Tourismus und Gründungen im BMWK einleitend die Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft für wirtschaftliche Verwaltung e.V. (AWV), unter deren Dach das seit 2010 existierende Forum elektronische Rechnung Deutschland (FeRD) beheimatet ist. Sie betonte die Bedeutung des hybriden ZUGFeRD-Formats insbesondere für KMU. Einem Überblick über die rund 30-jährige Historie der Befassung mit Themen rund um die elektronische Rechnungstellung in der AWV folgte eine kurze Einordnung der Aktivitäten in den Kontext von Bürokratieabbau und Digitalisierung mit einem Blick auf relevante Klimaaspekte.
Die beiden FeRD-Leiter Ivo Moszynski (re.) und Andreas Michalewicz begrüßten die Teilnehmenden der Konferenz. | Iris Wehrmann (BMWK) eröffnete die Veranstaltung mit ihrem Vortrag. |
KI-basierte Rechnungsverarbeitung
Mit einem Impulsvortrag zum Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Dokumentenverarbeitung von Dr. Heiko Maus, stellvertretender Leiter des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), der in Vertretung für Prof. Dr. Andreas Dengel, geschäftsführender Direktor des DFKI, sprach, wurden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zunächst Denkanstöße zur Digitalisierung im Bereich der Verarbeitung von Geschäftsdokumenten gegeben, wobei er auch auf die KI-basierte Rechnungsverarbeitung einging. Als Durchbruch skizzierte Dr. Maus das sogenannte Deep Learning und stellte hierzu ausgewählte Anwendungsbeispiele vor. Technische Möglichkeiten wurden mit Blick auf Themen des Missbrauchs, der Datensicherheit und des Datenschutzes diskutiert. Abschließende Fragen aus dem Publikum betrafen in erster Linie Aspekte desTrainings und geeigneter Daten.
Einführung der E-Rechnung in Deutschland
Neue Regelungen zur Einführung der verpflichtenden E-Rechnung für inländische B2B-Umsätze in Deutschland wurden von Ministerialrat Winfried Keisinger, Leiter des Umsatzsteuerreferats III C 2 im Bundesministerium der Finanzen (BMF), vorgestellt. Er spannte einen Bogen von der bisherigen Regelung des § 14 UStG zu den Änderungen zur E-Rechnung aufgrund des Wachstumschancengesetzes, wobei er die Akzeptanz von ZUGFeRD und XRechnung nach der neuen Definition hervorhob und die nationale Regelung zur Anwendung von EDIFACT erläuterte. Er informierte weiter über aktuell wichtige Aspekte von Übergangsregelungen. In einem Ausblick stellte er erste Ansätze für Themen eines geplanten BMF-Schreibens zur Umsetzung der E-Rechnung vor, das aktuell auf Bund-Länder-Ebene erarbeitet wird, voraussichtlich im Juni zur Konsultation an Kammern und Verbände gegeben und hoffentlich im September/Oktober dieses Jahres veröffentlicht werden kann. Kurz wurde auf die Pläne für eine nationale Einführung eines Meldesystems und die Auswirkungen von VAT in the Digital Age (ViDA) Bezug genommen, welches in der Sitzung des ECOFIN-Rates vom 14. Mai 2024 wider Erwarten noch nicht beschlossen werden konnte.
Winfried Keisinger (Bundesministerium der Finanzen) referierte über die Einführung der verpflichtenden E-Rechnung in Deutschland. |
Lessons Learned E-Rechnung B2G
Nach Winfried Keisingers Blick in die Zukunft stellte Sebastian Eckert, Beschaffungsamt des Bundesministeriums des Innern und für Heimat, die Lessons Learned des Projekts zur Einführung der E-Rechnung im B2G-Bereich der Bundesverwaltung vor, um Erfahrungen zu teilen und die Möglichkeit zu eröffnen, von den dort gesammelten Erkenntnissen zu profitieren. Dabei betonte er insbesondere, dass die E-Rechnung mehr sei, als nur eine technische Lösung. Eine ganzheitliche Betrachtung, frühzeitige Planung und ein effektives Onboarding stellte er dabei als ebenso essenziell heraus, wie eine enge Zusammenarbeit mit allen relevanten Stakeholdern, etwa Ministerien, Unternehmen und Verbänden. Kommunikation sowie die Verfügbarkeit von Informationsmöglichkeiten seien von erfolgskritischer Bedeutung für die erfolgreiche Umsetzung des Transformationsprozesses. Als positives Beispiel führte er hier die im Zuge der B2G-E-Rechnungsverpflichung des Bundes etablierte und stark frequentierte Seite des BMI an.
Sebastian Eckert (Beschaffungsamt des Bundesministeriums des Innern und für Heimat) stellte die Lessons Learned des Projekts zur Einführung der E-Rechnung im B2G-Bereich vor. |
Diskussion zur Einführung der B2B-E-Rechnung mit Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaftsverbände
Stephan Greulich, Leiter des FeRD-Competence Center (CC) „Geschäftsprozesse & Compliance“, moderierte anschließend eine Panel-Diskussion zur B2B-E-Rechnungsverpflichtung mit Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaftsverbände. Greulich gab einleitend einen Überblick über die Aktivitäten des CCs, bedankte sich bei den Beteiligten für deren ehrenamtliche Unterstützung und rief zur Beteiligung am Wissensaustausch innerhalb des CC auf. Er skizzierte zudem die Struktur einer interdisziplinären AWV-Projektgruppe „E-Invoicing-Meldesystem“, die sich mit Themen rund um die E-Rechnung und dem geplanten nationalen Meldesystem befasst.
Es tauschten sich in diesem Panel aus:
- Brigitte Neugebauer, Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK)
- Dr. Donovan Pfaff, Gesellschaft zur Förderung des automatisierten Rechnungswesen e.V. (GfaR)
- Charleen Roloff, Bitkom e.V.
- Simone Schlewitz, Zentralverband des Deutschen Handwerks e. V. (ZDH)
Nach einer Vorstellungsrunde wurde die Position von Wirtschaftsunternehmen zur E-Rechnung aus unterschiedlichen Perspektiven diskutiert. Dabei wurde der Stand der Digitalisierung in Unternehmen und im Mittelstand, auch bei Klein- und Kleinstunternehmen, thematisiert. Grundsätzlich konnte sehr großes Interesse an der E-Rechnung und den Potenzialen für Prozessvorteile festgehalten werden. Viele Unklarheiten und offene Fragen würden allerdings zu einer ebenso großen Verunsicherung der Unternehmen beitragen. Klare und frühzeitige Regelungen und Informationen wurden vor dem Hintergrund für wichtig erachtet, die Bedeutung von Leuchtturmprojekten und das Kommunizieren positiver Erfahrungen, von Akzeptanz und der Erschließung von Potenzialen der Digitalisierung wurde hervorgehoben. Der Bedarf für Unterstützung der Unternehmen sei noch immer groß. Auch Unternehmen, die digitaler aufgestellt sind, stünden vor großen Unsicherheiten. Vor und Nachteile einer Einführung Step by Step oder auf Basis eines Gesamtkonzepts sowie Aspekte der internationalen Wettbewerbsfähigkeit wurden in diesem Zusammenhang erörtert.
10-jähriges ZUGFeRD-Jubiläum: Rückschau und Ausblick
Zum 10-jährigen ZUGFeRD-Jubiläum wurden die Leistungen des FeRD gleich aus mehreren Blickwinkeln gewürdigt.
Dr. Ulrich Naujokat, AWV-Geschäftsführer, gab stellvertretend für Reinhard Fischer, den Leiter des AWV-Fachausschusses „Internationale Handelsverfahren und Fragen der elektronischen Kommunikation“, einen kurzen Überblick über die Erfolgsgeschichte des FeRD und insbesondere das Rechnungsaustauschformat ZUGFeRD. Er ging ebenfalls auf die interdisziplinäre AWV-Projektgruppe „E-Invoicing-Meldesystem“ ein und betonte, dass auch hier Fachexpertise rund um die E-Rechnung gebündelt wird. Außerdem bedankte er sich bei allen Akteuren und dem BMWK für die Unterstützung, durch die die Entwicklung von ZUGFeRD und dessen Etablierung als heute so erfolgreicher und bedeutsamer Standard, insbesondere für KMU, erst möglich war.
Der stellvertretende FeRD-Leiter und Leiter des FeRD-CC „Kommunikation Wirtschaft und Verwaltung“, Andreas Michalewicz, bedankte sich zunächst bei den im FeRD beteiligten Ehrenamtlichen und den zuständigen AWV-Fachreferenten für die Unterstützung, bevor er die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz mit einem neuen FeRD- und ZUGFeRD-Logo als Teil einer neuen Kommunikationsstrategie – die auch den Claim „elektronisch verbunden“ promoten wird – überraschte. Die neuen Logos werden mit dem Relaunch der neuen FeRD-Internetseite auch für die breite Öffentlichkeit sichtbar werden.
Cyrille Sautereau, Präsident des französischen FeRD-Partners „Forum National de la Facture Electronique et des Marchés Publics Electroniques“ (FNFE-MPE), lobte die langjährige konstruktive Zusammenarbeit zwischen FeRD und FNFE-MPE stellvertretend für die gesamte Delegation, die zur FeRD-Konferenz von Frankreich nach Berlin angereist war. Er hob hervor, dass man 2024 das 10-jährige Jubiläum des ersten Releases von ZUGFeRD feiert und im kommenden Jahr dann die 10-jährige Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland hinsichtlich eines gemeinsamen E-Rechnungsstandards feiern werde. Demzufolge sei die Entwicklung von Factur-X/ZUGFeRD ein wichtiger Bestandteil der Zusammenarbeit. Mit Order-X, dem gemeinsamen Standard für eine elektronische Bestellung, habe man in der jüngeren Vergangenheit einen weiteren Standard veröffentlicht und mit Deliver-X, einem Standard für einen elektronischen Lieferschein, könne man in naher Zukunft rechnen. Abschließend bekräftigte der Präsident des französischen Forums noch einmal die Absicht und die Vision, gemeinsam weiter an der Digitalisierung des Beschaffungsprozesses über alle Prozessschritte hinweg zu arbeiten.
ZUGFeRD, XRechnung und EDI in der Praxis
Eine weitere Paneldiskussion befasste sich unter der Leitung von Rolf Wessel und Dr. Bernd Wild, beide Leiter des FeRD-Competence Centers „Standards, Formate & Integration“ mit Herausforderungen des ZUGFeRD-Standards, der X-Rechnung und EDIFACT. Sie gaben einen einleitenden Überblick über die Aktivitäten des CC und die FeRD-Standards ZUGFeRD, Order-X und das künftige Deliver-X. Dabei wurden sowohl die Prozesssicht als auch die Bedeutung einer umfassenden digitalen Abbildung der Unternehmensprozesse, bereits ab Bestellung, betont.
Diskutanten:
- Pierre Bonsack, SAINT-GOBAIN Distribution Bâtiment France
- Julia Braun, DATEV eG
- Klaus Förderer, GS1 Germany GmbH
- Marcus Hartmann, ZUGFeRD Community
- Mike Hoffmann, Adolf Würth GmbH & Co KG
In zwei Fragerunden gaben die Panelisten zunächst einen Einblick in die jeweils aktuellen Themen und den Stand ihrer Aktivitäten zur E-Rechnung. In der zweiten Fragerunde wurde ein Ausblick aus unterschiedlichen Blickwinkeln der Diskutanten gegeben.
eInvoicing in Europe
Internationale Aspekte und Fragen der digitalen Standards wurden im letzten Panel des Tages in englischer Sprache erörtert. Moderiert wurde das Panel von Daniel Vinz, AWV-Fachreferent „Digitale Standards“. Daniel Vinz präsentierte zunächst ausgewählte Folien des verhinderten Panelteilnehmers Henrik Møller, Nordic Business Manager B2Brouter und Chairman for the Swedish Providers Forum, vor, welche einen groben Einblick zur Umsetzung der E-Rechnung in den skandinavischen Ländern gaben. Hervorzuheben ist, dass bei der Umsetzung der Fokus auf Effizienz ausgerichtet ist und bereits existierende Standards genutzt werden, statt neue eigene zu entwickeln. Letzteres gilt insbesondere für die EN16931, der europäischen Norm für die elektronische Rechnung, welche in allen Ländern branchenübergreifend im Einsatz ist. Als Übertragungsweg wird Peppol in unterschiedlichen Anteilen genutzt, wobei grundsätzlich auch bilaterale Absprachen zwischen Lieferant und Empfänger möglich sind.
Der Moderator tauschte sich aus mit:
- Cyrille Sautereau, Präsident des FNFE-MPE (Frankreich)
- Dr. Bianca Wöhrer, FH Campus Wien, Institut für Steuerrecht (Österreich)
Peppol war auch ein wichtiger Aspekt im Beitrag von Cyrille Sautereau. So stellte er einen Proof of Concept aus Frankreich vor, in dem die erfolgreiche Übermittlung eines Factur-X/ZUGFeRD-Dokuments über Peppol getestet wurde. Sautereau stellte in Aussicht, dass es bis zum Ende des Jahres 2024 von Seiten Frankreichs eine Initiative geben wird, unterstützt durch die Ergebnisse des Proof of Concept, die Übermittlung von Factur-X/ZUGFeRD-Dokumenten via Peppol einheitlich zu regeln. Dies steht in direktem Zusammenhang mit der Einführung der verpflichtenden B2B-E-Rechnung und dem angeschlossenen Meldesystem in Frankreich im Jahr 2026, dessen Details ebenfalls vorgestellt wurden.
AWV-Fachreferent Daniel Vinz (li.) tauschte sich aus mit Cyrille Sautereau (Präsident des FNFE-MPE, Frankreich) und Dr. Bianca Wöhrer (FH Campus Wien, Institut für Steuerrecht, Österreich). |
Dr. Bianca Wöhrer stellte den aktuellen Stand der E-Rechnung in Österreich vor, wo diese für öffentliche Auftraggeber bereits seit 2014 im Einsatz ist. Im Gegensatz zu Skandinavien, Frankreich und Deutschland, gibt es aber in Österreich von Seiten des Gesetzgebers keine Initiative, die E-Rechnung zwischen Unternehmen auf nationaler Ebene verpflichtend einzuführen. Dr. Wöhrer führte aus, dass das der Grund dafür war, nun von Unternehmerseite genau diese Initiative zu ergreifen, wobei ViDA ein wesentlicher Treiber gewesen sei. Der nationale Standard „ebInterface“ ist zu einer Zeit entwickelt worden, in der es die Norm EN16931 noch nicht gab. Damit ist dieser nur eingeschränkt kompatibel und gerade von Seiten der Wirtschaft wünsche man sich eine einfache und einheitliche Lösung.
Abschluss
Zum Abschluss der Konferenz konnte festgehalten werden, dass die E-Rechnung sehr viel mehr als die reine technische Umsetzung ist. Die Bedeutung für Unternehmen, sich zeitnah mit dem Thema zu befassen, wurde abschließend auch nochmals hervorgehoben. Die weiteren Entwicklungen zur E-Rechnung werden mit Spannung erwartet. Ivo Moszynski und Andreas Michalewicz bedankten sich bei allen Beteiligten und kündigten an, die FeRD-Konferenz nach vorangegangener fünfjähriger Pause nun wieder als regelmäßige Veranstaltung etablieren zu wollen.
Weitere Meldungen
Neue ZUGFeRD-Version 2.3.2 veröffentlicht
- Handel und elektronische Kommunikation
- Technische Standards
Neue ZUGFeRD-Version 2.3 veröffentlicht
- Digitalisierung & Modernisierung
- Handel und elektronische Kommunikation
Kostenfreie Neuerscheinung: Webseiten rechtskonform gestalten
- Handel und elektronische Kommunikation
- Publikationen